„Hurra, die Schule brennt,“ dachte wohl ein Schüler, der ganz unbedarft an einem frühen Abend in diesen goldenen Herbsttagen seinen Hund in der Kerschensteinerstraße ausführte. Kurz zuvor hatte einer seiner Schulkameraden in seiner Wut auf die Lehrer einen Brandsatz in den Werkraum der Knabenrealschule geworfen.
Blitzschnell greifen die Flammen um sich. Als Erster bemerkt der Hausmeister, dass Rauch durch die Türritzen dringt. Im Zuge der starken Rauchentwicklung verliert er sein Bewusstsein und bricht zusammen. Infolge der leicht entzündlichen Wärmeschutzdämmung weitet sich das Feuer zu einem Fassadenbrand nach oben hin aus. Auch in einem Raum im 1. Stock kommt es zu starker Rauchentwicklung, die Fenster bersten.
Vom Geschehen in Panik versetzt und nicht wissend, dass es sich um eine Übung handelt, schlagen besorgte Anwohner Alarm. Die Feuerwehr rückt an diesem Abend kurz nach halb acht aus. Im weiteren Verlauf der Übung wird auch die Mannschaft aus Ainring von dem Schulhausbrand in Kenntnis gesetzt und kann unterstützend eingreifen. So kamen insgesamt 60 Personen zum Einsatz, sowohl Männer als auch Frauen.
Für eine Feuerwehrübung in dieser Größenordnung bedarf es akribischer Vor- und Nachbereitung. Es sei alles reibungslos verlaufen, so Manfred Kral von der Feuerwehr Freilassing, der sich für den Ablauf des Übungseinsatzes verantwortlich zeichnete. „Unsere Leute konnten die örtlichen Gegebenheiten kennen lernen,“ so Kral. Außerdem sei das Wissen um die entsprechenden Feuerwehrzufahrten wieder ins Bewusstsein gerückt, für den Ernstfall sei man gut gerüstet.
„Mein besonderer Dank geht an die Feuerwehr, die wieder einmal gezeigt hat, dass sie im Notfall schnell zur Hilfe bereitsteht“, fand Schulleiterin Andrea Langenfelder lobende Worte für die effiziente Aktion in ihrem Schulhaus, die sie in den Abendstunden interessiert verfolgte.
Brände, Verkehrsunfälle, die Auswirkungen des Klimawandels, das Einsatzspektrum der Frauen und Männer in ihren Schutzanzügen ist vielfältig. 7723 freiwillige Feuerwehren mit rund 320 000 aktiven Helfern gibt es aktuell in Bayern – dem gegenüber stehen gerade mal 7 Berufsfeuerwehren. Jugendliche vom 12. bis 16. Lebensjahr können in der Jugendfeuerwehr auf den aktiven Dienst vorbereitet werden.
Alle Mitglieder der Wehr leisten ehrenamtlichen Dienst an ihren Mitmenschen. Und zwar Tag und Nacht, sowohl während ihrer Arbeitszeit als auch in der Freizeit – verbunden mit allen Herausforderungen und Schwierigkeiten, die dies mit sich bringt. „Eine so aktive Bürgergesellschaft ist in Deutschland einzigartig“, so der Bayerische Staatsminister des Inneren, Joachim Hermann. Sie sei ein Stützpfeiler der Gesellschaft. Diesbezüglich geht der Dienst der Feuerwehrangehörigen weit über die Rettungsaktivitäten hinaus: Grillabende, Ausflüge, Festumzüge, das Maibaumaufstellen oder die Nachwuchsarbeit gehören unter anderem zu den sozialen Aktivitäten rund ums Feuerwehrhaus, die das Gemeinschaftsgefühl stärken und die Institution näher an ihren Wohnort heranführen.
Lukas ist gerade einmal 11. Doch eines weiß er ganz sicher: „Ich will Feuerwehrmann werden.“ Schon am 19. Oktober wird der Fünftklässler im Rahmen eines Projekttages mit dem Jahrgang 5 der Knabenrealschule die Freilassinger Feuerwehr besuchen. Und vielleicht wird ja beim ein oder anderen der Mädels und Buben auch ein Funke überspringen.
Johannes Vesper