In früheren Jahren kamen Schülerinnen und Schüler der höheren Jahrgänge gelegentlich von einem Praktikum zurück: mit einem Ausbildungsvertrag in der Tasche.
Was einst eher die Ausnahme war, kommt heuer immer öfter vor und bietet Jugendlichen entscheidende Bewerbungsvorteile über das Schulzeugnis hinaus. Jugendliche, die sich für eine duale Berufsausbildung interessieren, müssen sich auf einem Markt orientieren und bewähren. Vergleichbares gilt für die Betriebe, die für ihre Ausbildungsplätze geeignete Bewerber finden müssen. Der Ausbildungsmarkt entscheidet, wie gut es gelingt, jungen Menschen Lebensperspektiven zu eröffnen und Betriebe mit dem erforderlichen Fachkräftenachwuchs zu versorgen.
Julia Resch, Ausbilderin bei der Raiffeisenbank Rupertiwinkel, rechts im Bild, verrät, worauf es ankommt, wenn man seine Bewerbung als Bankkauffrau- oder - mann in die Erfolgsspur bringen will.
Sind Realschüler durch die Schule generell gut auf diese Ausbildung in einer Bank
vorbereitet?
Julia Resch: Grundsätzlich ja, durch den IT-Unterricht in der Schule können Grundkenntnisse in der Arbeit mit dem PC erworben oder erweitert werden. Wenn man zudem den BWR-Zweig gewählt hat, erhält man zusätzlich Einblick in wirtschaftliche Themengebiete. Aber auch ohne BWR in der Schule ist die Ausbildung zu schaffen. In der Berufsschule wird ganz von vorne gestartet, sodass jedem der Einstieg in den Bankberuf möglich gemacht wird.
Welches sind die Kernkompetenzen, die junge Leute für diesen Beruf mitbringen sollten?
Höflich und hilfsbereit im Umgang mit anderen sollten sie sein, nicht nur gegenüber den Kunden. Kontaktfreudig, offen und aufgeschlossen. Der Spaß an der Arbeit ist bedeutsam, vor allem im Team und im Umgang mit Kunden. Ohne das digitale Equipment geht in unserem Job nichts mehr. Die Freude an elektronischen Herausforderungen und Aufgaben haben eine zentrale Bedeutung. Die jungen Leute sollten auch ein Interesse an Themen rund um Finanzen, Wirtschaft und Politik mitbringen.
Gibt es bei Ihnen auch Aufnahmetests?
In unserer Bank gibt es aktuell keine Aufnahmetests. Nach einer schriftlichen Bewerbung erfolgt ein persönliches Vorstellungsgespräch, um sich kennenzulernen, die Ausbildung konkret vorzustellen, Fragen zu klären etc.
Haben die jungen Azubis heutzutage ein ausreichendes Verständnis für wirtschaftliche Grundlagen und Zusammenhänge?
Pauschal ja oder nein zu sagen, ist schwierig. Die Jugendlichen sind zum Teil sehr unterschiedlich, manche interessieren sich privat rund um das Thema Wirtschaft, Politik und Finanzen, andere weniger. Grundsätzlich wäre es gut, dieses Thema bereits in der Schule öfters aufzugreifen, um so den Schülerinnen mehr Einblick geben zu können bzw. auch das Interesse daran zu wecken.
Wie kann man seine Stärken für diesen Beruf herausfinden?
Am besten im Rahmen eines Praktikums. Hier schnuppert man bereits während der Schulzeit in den Bank-Alltag hinein. Jeder Tag ist anders, man hat zum Beispiel ersten Kundenkontakt, erledigt einfache Bankaufgaben und kann sich bei den Mitarbeitern über den Beruf informieren. So stellt man am schnellsten fest, ob der Beruf zu einem passt oder nicht. Ein Praktikum kann auch die Suche nach einem Ausbildungsplatz erleichtern, wenn im besten Fall ein guter erster Eindruck hinterlassen wird.
Johannes Vesper