Zunehmend komplexe Anforderungen an den Alltag gehen auch an Kindern und Jugendlichen nicht spurlos vorüber. Ohne kompetente Unterstützung tun sich viele schwer, den Schulalltag effektiv und zielgerichtet zu meistern.
Sie brauchen Rückhalt, Bestärkung und Erfolgserlebnisse auf dem Weg durch das tagtägliche Bildungslabyrinth, das sie immer wieder vor neue Herausforderungen stellt. Mögliche Hilfestellungen dabei gibt der Beratungslehrer. Der heißt seit Beginn des Schuljahres bei uns: Herr Meier. In einem Gespräch gewährte er Einblicke in sein neues Refugium.
Wie kamen Sie zu der Entscheidung Lehrer zu werden?
Ich wollte anscheinend schon nach meinem ersten Schultag Lehrer werden. So jedenfalls berichten es meine Eltern. Was mich daran so fasziniert hat, weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr. Im Nachhinein weiß ich, es war die richtige Entscheidung. Es macht mir riesig Spaß, Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung zu begleiten und voranzubringen.
Seit Beginn dieses Schuljahres sind Sie unser Beratungslehrer. Wie erlangt man diese Position?
Normalerweise durch ein Studium, dass ich nebenbei absolviert habe und mit einer Zulassungsarbeit und einem Examen abschließen musste. Vorab bewarb ich mich bei der Schulleitung für diese Tätigkeit.
Wie wird man auf die Aufgabe vorbereitet?
In der Ausbildung haben wir viele verschiedene Arbeitsbereiche einer Beratungslehrkraft kennen gelernt. Von Testungen zum IQ, LRS, Angst etc. über Interventionen bis hin zur Gesprächsführung. Aber auch das Rechtliche spielt eine Rolle, wie zum Beispiel die Schweigepflichtentbindung oder die Schullaufbahnberatung.
Frau Ullrich war viele Jahre lang Ihre Vorgängerin. Konnten Sie von ihren Erfahrungen profitieren?
Ich hatte das große Glück eine vorausschauende Schulleitung zu haben, die rechtzeitig um eine Nachfolge bemüht war. Somit konnte ich in den letzten beiden Jahren immer nach und nach in die Rolle hineinwachsen und habe dabei stetig mehr Verantwortung übernommen und auf den Rat von Frau Ullrich gehört.
Fühlen Sie sich in den neuen vier Wänden schon heimisch?
Die räumliche Veränderung hat mir gutgetan. Ich habe erst einmal eine größere Veränderung gebraucht. Was die Raumgestaltung angeht, bin ich eher puristisch, ich komme mit wenig Platz aus. Für viele Tätigkeiten ist es gut sich zurückziehen zu können, zum Beispiel für Eltern – und Telefongespräche. So ein Neustart bietet aber auch die Möglichkeit Althergebrachtes zu überdenken und gegebenenfalls zu entsorgen, quasi reinen Tisch zu machen. Das erleichtert einen Neuanfang.
Was sind die wesentlichen Aufgaben einer Beratungslehrkraft?
Ein großer Teil meiner Aufgaben besteht in der Koordination der LRS-Testungen, in der Hilfe beim Übertritt an eine weiterführende Schule, aber auch in Gesprächen mit Schülerinnen und Schülern.
Erzählen Sie uns ein positives Erlebnis aus Ihrer neuen Tätigkeit?
Es ist toll, wenn man sieht, dass Kinder nach einem Gespräch gut gelaunt und optimistisch nach vorn blicken und die gute Gefühlslage auch Wochen später noch zu beobachten ist. Das Gleiche kann ich von den Eltern sagen. Jedes Gegenüber will mit seinen Sorgen ernst genommen werden, Empathie erfahren und zu nachhaltigen Lösungen kommen.
Sie sind Lehrer, Beratungslehrer, im Antimobbing-Team und zweifacher Familienvater. Wie bringen Sie diese ganzen Tätigkeiten unter einen Hut?
Fußballtrainer ließe sich noch ergänzen. Um das alles zu schaffen braucht man einen familiären Background, der einen in seinen Vorhaben bestärkt und unterstützt und den Rücken freihält. Es gehört aber auch eine große Portion Selbstdisziplin dazu, um andere und sich selbst voranzubringen.
Wie finden Interessenten für ein Gespräch den Weg zu Ihnen?
Die Schülerinnen und Schüler finden auf unterschiedlichsten Wegen zu mir. Entweder sie kommen auf mich zu, wenn sie mich sehen oder schreiben mir über die Plattform Webuntis. Das geht immer am schnellsten, da ich im Moment wieder in einer neuen Ausbildung zum Multiplikator für „Mut gegen Mobbing“ stecke und regelmäßig nach Dillingen fahren muss.
Suchen auch Lehrerinnen und Lehrer Ihren Rat?
Das ist regelmäßig der Fall. Dann geh ich mit in den Unterricht und biete Unterstützung im Bereich des Machbaren an, zum Beispiel bei Schul- oder Prüfungsängsten, Motivationsproblemen, der Schullaufbahnberatung Konfliktfällen auf allen Ebenen oder Diskrepanzen im Zuge der Bewertung von Lehrkräften. Man sieht, das Arbeitsfeld ist äußerst vielschichtig – gleichzeitig aber sind die vielfältigen zwischenmenschlichen und fruchtbaren Begegnungen ein besonderer Ansporn, mich auch künftig der Aufgabe mit vollem Einsatz zu widmen.
Text: J. Vesper; Foto: K. Molitor