6400 km Luftlinie von München entfernt liegt Kisauni, einer der ärmsten Stadtteile der zweitgrößten kenianischen Stadt Mombasa. Obwohl Kenias Wohlstand in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen ist, haben sich die Lebensverhältnisse vieler Menschen kaum verbessert. Anfang März reiste unser Sportlehrer, Thomas Mooser, nach Kenia um den Menschen in höchster Not zu helfen.


Wie überall in den benachteiligten Regionen dieser Welt, trifft es oft die Jüngsten besonders hart. Slumkinder in Mombasa haben ein hartes, perspektivloses Leben. Viele sind Waisen. Gewalt, Hunger, Krankheiten und Prostitution sind für sie Alltag. Um zu überleben, müssen sie stehlen oder betteln. Sie schlafen in Lehmbaracken auf hartem Boden, ihr Essen klauben sie auf Mülldeponien zusammen.
Begegnungen in einer von sozialer Ungleichheit geprägten Region sind Thomas Mooser seit vielen Jahren sehr wohl vertraut. Der Sportlehrer ist Mitbegründer des gemeinnützigen Vereins „Universal-Lighthouse“ mit Sitz in Saaldorf-Surheim. Dessen Ursprung wiederum liegt in der engen Kooperation mit der „Good Hope Soccer Acedamy“ im kenianischen Kisauni. Der ursprüngliche Gründer von Universal Lighthouse ist der international bekannte Mentaltrainer Bernard Payet. Mit dem Ziel der langfristigen Armutsbekämpfung fördert man mittlerweile zwei Fußballakademien, eine Schule, ein Golf-Caddie Projekt und die Rehabilitation und Reintegration von jugendlichen Mädchen, die unter horrenden Umständen auf der Müllhalde aufgewachsen sind.
Auf seiner jüngsten Projektreise nach Kenia begleiteten ihn Edith Höglauer, Gemeinderätin und Fair-Trade Beauftragte aus Ainring, und Jennifer Knott, Fotografin, die die Reise dokumentiert hat.
Auch diesmal durfte Fußballequipment für die zahlreichen Kicker der Akademie, die auch erfolgreich am Wettkampfbetrieb teilnehmen, nicht fehlen. Die Good Hope Soccer Academy sowie ein zweites Fußballprojekt namens Kidogo Basi, macht deutlich, dass die Förderung von Talenten nicht nur sportliche Erfolge, sondern auch nachhaltige soziale Verbesserungen erzielen können. „Die Gefahr ins Drogenmilieu oder in die Bandenkriminalität abzugleiten wird durch die sportlichen Aktivitäten deutlich verringert“, so der diplomierte Sportwissenschaftler und UEFA-A-Lizenz Inhaber.
Er führte auf dieser Reise zahlreiche Trainingseinheiten mit den Kinder-, Jugend-, Mädchen und Erwachsenenteams beider Teams durch. Dabei wurde für Kidogo Basi, nachdem sie ihren ursprünglichen Fußballplatz durch Baumaßnahmen der Regierung verloren hatten, während des Aufenthalts ein neues Spielfeld an einer Schule erschlossen und bespielbar gemacht.
Auch mit den Golf-Caddies arbeitete Mooser einige Trainingseinheiten aus. Diese steigerten sich in jüngerer Vergangenheit stetig und einer der Spieler, William Odek, gehört mittlerweile zu den Top 10 Spielern in Kenia. Er gewann sensationell die Kenya Amateur Strokeplay Championships in 2024 und qualifizierte sich für die Magical Kenya Open im Februar 2025, ein Profiturnier, das Teil der European Tour ist. Ihr Erfolg soll später auch den anderen Projekten zugute kommen.
Die Reise führte auch zur Eagle Wings Lighthouse Academy, einer Schule für Waisenkinder und Arme, die von Universal Lighthouse und dem Weltladen Mitterfelden gefördert wird. Höhepunkt war die Besichtigung des neuen Schulgebäudes, welches mit Mitteln der Reiner Meutsch „FLY AND HELP“ Stiftung gebaut und Ende Januar eingeweiht wurde. Hier werden mittellose Kinder kostenlos unterrichtet und bekommen dort auch etwas zu Essen. Die Eagle Wings Lighthouse Academy entwickelte sich von 30 Schülern, die auf blanken Lehmboden in einem Stall unterrichtet wurden zu einer imposanten modernen Lehranstalt mit über 250 Schülern und ca. 20 Lehrern.
Das Müllhalden-Projekt begann ursprünglich als Theaterprojekt für Straßenkinder von der Dumpsite, die ihre eigene Geschichte erzählen und auf die Stigmatisierung von Menschen der Müllhalde als Kriminelle aufmerksam machen. Inzwischen ist es gelungen zwölf Mädchen von der Umgebung dieser Müllhalde zu befreien. Dort mussten sie auf Bäumen schlafen, um nicht Vergewaltigungen zum Opfer zu fallen. Für sie wurde ein geschützter Raum errichtet und können nun zur Schule gehen, anfangen ein normales Leben zu führen. „Es berührte unser Herz als wir diese Mädchen besuchten und glücklich angetroffen haben“, schildert Mooser seine Eindrücke.
Das Team von Universal Lighthouse ist ein Leuchtturm für Menschen, die sich in extremen Notlagen befinden und nicht selbst daraus befreien können. Ziel des Gründers Bernard Payet ist es Führungspersonen zu identifizieren und auszubilden. „Eines Tages sind es diese Mädchen von der Müllhalde oder die Fußball- und Schulkinder, die es in führende Positionen schaffen und dadurch das Leben ihrer Mitmenschen und vielleicht weit darüber hinaus zum Besseren wenden können.“, so Payets feste Überzeugung.
„Dafür bringen wir unser Fachwissen ein, unterstützen in den Bereichen Sport, Bildung und Kultur und schaffen Perspektiven für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und auch ältere Menschen. Wir leisten in Notlagen schnelle, unkomplizierte und individuelle Hilfen: Das reicht von Lebensmittelzuwendungen über medizinische Versorgung, Zuschüsse nach Katastrophen bis hin zu Schulgebühren und Reparaturen von Arbeitsgeräten.“ Man könne sich hierzulande nicht ausmalen, wie ausweglos die Lebensumstände oft seien. „Und doch begegnen uns die Menschen mit viel Herzenswärme, Neugier und Lebensfreude“, so Thomas Mooser, “Sie ertragen ihr Leid still und in Würde.“

J.Vesper